Wir sind vier Chopperfahrer, die
eine Tour nach Korsika gemacht haben. Unsere Moppeds sind zwei
Shadow 600, eine Savage und eine Virago 535. Ausgangspunkt unserer
Tour war ein kleines, familiäres Treffen. Damit es
familiär bleibt, sei der Ort hier verschwiegen. Am Sonntag,
dem 13. Mai, starteten wir dann Richtung Süden. Dieser Tag war
im wesentlichen durch Autobahnfahrt geprägt. Als ersten
Übernachtungsplatz wählten wir einen kleinen Campingplatz
am Kochelsee am Fuße der Alpen.
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14.05.
Auf in die Alpen. Zuerst Richtung Innsbruck bis Zirl, und dann
Landstraße neben der Autobahn nach Landeck. Auf diese Weise
spart man sich das Pickerl, und kann sowohl die Alpen als auch die
Kurven genießen. Weiter ging es nach St. Moritz. War die
bisherige Fahrt bei herrlichstem Sonnenschein und sommerlichen
Temperaturen verlaufen, ließ das Wattebällchen zwischen
den Berggipfeln nichts Gutes ahnen. Und richtig, ab St. Moritz
umhüllte uns Nebel mit Sichtweite unter 20 m bei Temperaturen
nahe der Schneefallgrenze. Nachdem wir den Majolapaß
überquert hatten, entpuppte sich der Nebel als dicke, fette
Regenwolke. Der Regen begleitete uns die ganze serpentinenreiche
Abfahrt bis weit nach Italien hinein. Als Nachtquartier hatten wir
einen Zeltplatz in Como ausgesucht. Auf dem Weg zum Zeltplatz
erhielten wir in Como eine Lektion in italienischem
Stadtverkehr.
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15.05.
Weiter ging es nach Genua/Savonna. Da wir auch in Italien die
Autobahn nach Möglichkeit meiden wollten, konnten wir den
Verkehr in Mailand in vollen Zügen "genießen". Besonders
hilfreich war dabei die Wegweisung, die uns überall hin
schickte, nur nicht zu unserem Ziel. Mit etwas Glück fanden
wir dann doch noch den richtigen Weg. Petrus beglückte uns
abwechselnd mit Regen unterschiedlichster Intensität und
herrlichstem Sonnenschein, welcher uns dann ab dem Nachmittag
dauerhaft begleitete. In Savonna, kurz vor dem Hafen, stoppte uns
die Polizei. Wir sahen uns mit fragenden Gesichtern an, und ein
mulmiges Gefühl stellte sich ein. Hatten wir irgendetwas
falsch gemacht? Doch es erwies sich als allgemeine
Vehrkehrskontrolle, bei der insbesondere die Korrektheit der
Papiere überprüft wurde. Im Nachhinein beruhigte uns das
Ganze sogar, weil so evtl. geklaute Moppeds vor dem Verschiffen ins
Ausland gefunden werden. An der Fähre ist bemerkenswert, wie
unglaublich unsensibel die Besatzung mit den Moppeds umgeht. So
ging z.B. beim Verzurren ein Blinkerglas kaputt. Gepennt haben wir
auf den Bänken vor dem Shop.
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16.05.
Korsika empfing uns mit angenehmen Temperaturen, aber bedecktem
Himmel. Als wir nach einem Frühstück außerhalb von
Bastia in die Stadt zurückfuhren, gerieten wir abermals in
eine Verkehrskontrolle. Mit Bargeld, Benzin und Info über die
Rückfahrt versorgt, starteten wir in Richtung Cap Corse. Schon
auf den ersten Kilometern zeigte sich, was den Reiz Korsikas
besonders für Biker ausmacht: Kurvenreiche Straßen,
gepaart mit einer atemberaubenden Landschaft. Cap Corse selbst kann
man nicht mit dem Mopped erreichen, aber von einem Parkplatz aus
ist es in ca. 1 km Entfernung zu sehen. Der weitere Weg führte
uns, die meiste Zeit der Küste entlang, über St.Florent
zur Ille Rousso. Auf dem ersten Campingplatz, den wir fanden,
bezogen wir Quartier.
An dieser Stelle möchte ich ein Wort über die
Campingplätze verlieren. Es gibt sie auf Korsika in
großer Zahl. Bevor man sich für einen entscheidet,
sollte man die sanitären Anlagen inspizieren. Häufig gibt
es als Klo nur diese Löcher im Boden. Wenn es Schüsseln
gibt, sind diese fast immer ohne Brille. Klopapier sollte man stets
dabei haben. An den warmen Duschen (im Preis inbegriffen)
läßt sich die Temperatur nicht regeln. Zumindest in der
Vorsaison fühlte man sich beim Duschen wie ein Krebs im
kochenden Wasser.
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17.05.
Weiter fuhren wir ins Landesinnere. Als erstes auf Empfehlung des
ADAC ins Asco-Tal. Eine schmale Straße, an den Hang
angeschmiegt, erklimmt in Serpentinen und Spitzkehren auf kurzer
Strecke gewaltige Höhen. Am Ende befinden sich ein Parkplatz
und eine Ski-Station. Die Straße endet hier. Also das
Asco-Tal wieder zurück und von Francardo über den Col de
Vergio nach Porto. Diese Tour ist zwar nicht ADAC empfohlen, bietet
aber die schönere Landschaft und mit dem Mopped den
höheren Funfaktor. In Porto selbst ist der Sonnenuntergang am
Strand sehenswert. Die Felsen leuchten dann in einem kräftigen
Rot. Leider störte eine Wolkenbank das Finale. Der
ADAC-empfohlene Campinplatz war offensichtlich Pleite. In Porto
fanden wir dann den Campingplatz Sole e Vista, der sich malerisch
in Terrassen an den Hang schmiegt.
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18.05.
Nächstes Ziel unserer Tour war Bonifacio. Die
Küstenstraße von Porto nach Ajaccio (der offiziellen
Hauptstadt Korsikas) führt mitten durch die Calanche. Hier hat
die Natur aus rotem Felsen die bizzarsten Gebilde geformt. Mit
etwas Phantasie kann man einen kompletten "Felszoo" erblicken. Auf
dem Weg von Ajaccio nach Bonifacio lohnt sich ein Abstecher nach
Filitosa. In Filitosa gibt es eine megalithische Siedlung mit den
sogenannten Menhiren. Das sind Steinsäulen, in die Abbilder
von Menschen und Waffen eingehauen sind. Nachdem die Zelte
aufgeschlagen waren (diesmal nicht nur für eine Nacht),
statteten wir Porto Vecchio einen Besuch ab. Zu unserer
Überraschung fanden wir hier einen Imbiss, an dem Döner
angeboten wurde. Zwar wurde statt des Fladenbrotes ein Baguette
verwendet, doch war das Fleisch vom Hammel.
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19.05.
Eine ausgiebige Besichtigung der Altstadt von Bonifacio war
angesagt. Diese ist als Stadtfestung auf dem Felsen angelegt und
scheint überwiegend im ursprünglichen Zustand zu sein.
Die Gassen sind teilweise so eng, daß man als
Fußgänger in einen Hauseingang verschwinden muß
wenn ein PKW durchfährt. Anschließend brachen wir auf,
um zu einem Leuchtturm zu fahren, den wir von Bonifacio aus gesehen
hatten. Wir erreichten ihn nicht, da nach ein paar Kilometern die
Straße für Fahrzeuge gesperrt war. Auf dem Weg zum
Leuchtturm sahen wir uns interessante Festungsanlagen und Bunker
vom Anfang des 20.Jh. an. Offensichtlich hatten sie unter starkem
Beschuß gelegen und waren (vermutlich im WKII) gestürmt
worden.
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20.05.
Sartene ist angeblich die korsischste aller Städte. Also stand
Sightseeing auf dem Plan. Der Stadtkern besteht aus engen Gassen,
die von mehrstöckigen Häusern aus unverputzten Naturstein
gesäumt werden. Doch zu genau sollte man nicht hinschauen.
Außen verlegte Leitungen und Rohre trüben das Bild.
Außerdem erweist sich vieles, was alt aussieht, als neu auf
alt getrimmt. St.Lucia de Talliano erschien uns als
Architektur-Laien viel authentischer. Eine Sehenswürdigkeit
ist der sogenannte Sarazenenturm, ein Wohn- und Wehrturm. Im
Mittelalter soll das die gängige Behausung auf Korsika gewesen
sein. Das Kloster, welches auch empfohlen wird, ließen wir
dann doch rechts liegen. Jeder Mensch verträgt nur ein
bestimmtes Maß an Kultur pro Tag. Anschließend
unternahmen wir eine Bootsrundfahrt. Weil wir im vorderen Teil des
Bootes Platz nahmen, warnte uns der Skipper, es könne
naß werden. Und er machte seine Warnung wahr. Er stellte das
Boot so in die Bugwelle der Sardinien-Fähre, daß wir
eine Ganzkörperdusche erhielten.
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21.05.
Auf geht's zur Ostküste, wo wir unser letztes "Basislager"
aufschlagen werden. Erster Zwischenstop ist ein Park- und
Rastplatz. Von hier soll ein Wanderweg in 40 min. zum "pissenden
Hahn" führen. Der "pissende Hahn" ist ein Wasserfall, der sich
aus einem Felsloch in einen kleinen See ergießt. Doch der Weg
ist so schlecht markiert, das wir umkehren müssen, ohne unser
Ziel zu erreichen. Ca. 1,5 Stunden hat uns dieser Spaß
gekostet. Der Col de Bavella empfängt uns mit Nebel. Die
phantastische Aussicht bleibt uns verwehrt. Bei der Fahrt ins Tal
erwies sich der Nebel (Wie konnte es anders sein?) als Regenwolken.
Auf dem Weg nach Ghisonaccia fährt man durch das Tal der
Solenzara. Diese hat im Unterlauf Gumpen (eine Art kleine Seen)
ausgebildet. Doch dazu später mehr. Auf einem vier Sterne
Campingplatz bei Ghisonaccia haben wir Quartier bezogen.
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22.05.
Heute lassen wir es ruhig angehen. Für den Vormittag ist
allgemeines Putzen und Flicken angesagt. Eigentlich wollte ich mit
einem ungeputzten Mopped nach Hause fahren, zum Beweis für die
Regenfahrten und weil Moppedputzen keine Urlaubsbeschäftigung
ist. Doch ein freundlicher Mitfahrer hat eine sichtbare Stelle an
meiner Esse gesäubert, so daß ich gezwungen bin, den
Rest zu putzen. Am Nachmittag baden wir zum ersten Mal in diesem
Urlaub. Das Mittelmeer ist für diese Jahreszeit
außergewöhnlich kühl. Das Wasser hat gerade 'mal 17
Grad. Am Abend folgt noch eine kulturelle Einlage. Die Ausgrabungen
von Aleria werden besichtigt. Bei Aleria befand sich früher
eine römische Kolonie.
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23.05.
Auch der nächste Tag beginnt, zumindestens für eine
Hälfte der Gruppe, mit baden im Mittelmeer. Die andere
Hälfte versucht, in der Honda-Werkstatt in Bastia eine Shadow
wieder in technisch einwandfreien Zustand zu bringen. Nachdem
zumindestens die Bremsen wieder in Ordnung sind, erfolgt ein
zweiter Angriff auf den Col de Bavella. Diesmal mit mehr Erfolg.
Die Aussicht ist von hier oben phantastisch. Einzig die umliegenden
Berggipfel entziehen sich durch kleine Wolkenhäubchen unseren
Blicken. Auf dem Rückweg legen wir einen Badestop an den
Gumpen ein. Das Wasser ist glasklar und wider erwarten nicht
eiskalt. Das kommt daher, weil im Flußbett der Solenzara
Steine liegen, die zum überwiegenden Teil aus dem Wasser
ragen. Die Sonne erwärmt die Steine und diese das Wasser. Die
Gumpen sind mit Sicherheit einer der schönsten Badeorte, die
es gibt. Denn zu Wasser und Sonne gesellt sich eine atemberaubende
Lanschaft.
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24.05.
Alles Schöne geht einmal zu Ende. Heute ist der letzte Tag auf
Korsika. Also fahren wir (grobe) Richtung Bastia. Mit dem Col de
Sorba überwinden wir einen der höchsten Pässe
Korsikas. Hier werden wir zum ersten Mal mit den Auswirkungen der
teilweise verheerenden Waldbrände konfrontiert. Statt
grüner Bäume schwarze Strunke soweit das Auge reicht.
Corte ist die alte Hauptstadt Korsikas. Und für viele Korsen
ist Corte noch heute das eigentliche Zentrum der Insel. Die
Altstadt ist sehenswert, und die Burg lohnt den Aufstieg allein
schon wegen des Panoramablicks. Bei Ponte Nuovo befindet sich ein
Nationalheiligtum Korsikas, eine alte zerstörte Brücke.
Einer von uns verglich das Ganze mit dem Kyffhäuser, doch
eigentlich ist es mehr eine Art Waterloo. Denn an dieser
Brücke verloren die Korsen ihre letzte Schlacht um die
Unabhängigkeit.
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25.05.
So gegen 8.00 Uhr verlassen wir die Fähre in Savonna. Gleich
am frühen Morgen wartet eine schwere Aufgabe auf uns: der
Stadtverkehr von Genua. Nach einer guten Stunde haben wir es
geschafft. Mit dem Auto hätte es sicher 3 Stunden gedauert.
Weiter geht es Richtung Gardasee, welchen wir am frühen
Nachmittag erreichen. Der See empfängt uns mit Regen. Beim
Versuch, in Richtung Brenner weiterzufahren, verlieren wir
kurzzeitig die Orientierung und landen in den Bergen. Und damit vom
Regen in der Traufe. Letzendlich haben wir den Weg gefunden und
fahren parallel zur Autobahn. Angesichts der vorgerückten
Stunde entschließen wir uns doch, die letzten 125 km in
Italien Autobahn zu fahren und die Maut zu löhnen. Nach der
Passage des Brenners erwartet uns zur Abwechslung wieder einmal
Regen, der uns fast ununterbrochen bis Deutschland begleitet. Als
wir gegen 22.00 Uhr völlig ausgepumpt auf dem Campingplatz am
Kochelsee eintreffen, stehen wir vor verschlossenen Toren. Also ein
Hotel oder eine Pension gesucht. Doch alles ist ausgebucht, da
viele Himmefahrt für einen Kurzurlaub nutzten. Kurz vor 23.00
Uhr haben wir Glück. Ein Wirt hat Mitleid mit uns und bietet
uns seine Dachkammer an. Die Dachkammer erwies sich als gut
ausgestattes Zimmer. So kommen wir doch noch zu einem warmen und
trockenen Lager.
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26.05./27.05.
Zum Abschluß der Tour legen wir noch einen Zwischenstop auf
einem Campingplatz an der Bleilochtalsperre ein. So können wir
in aller Ruhe, ohne Hatz, den Heimweg antreten.
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