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Korsika-Reise 2001

Wir sind vier Chopperfahrer, die eine Tour nach Korsika gemacht haben. Unsere Moppeds sind zwei Shadow 600, eine Savage und eine Virago 535. Ausgangspunkt unserer Tour war ein kleines, familiäres Treffen. Damit es familiär bleibt, sei der Ort hier verschwiegen. Am Sonntag, dem 13. Mai, starteten wir dann Richtung Süden. Dieser Tag war im wesentlichen durch Autobahnfahrt geprägt. Als ersten Übernachtungsplatz wählten wir einen kleinen Campingplatz am Kochelsee am Fuße der Alpen.
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14.05.
Auf in die Alpen. Zuerst Richtung Innsbruck bis Zirl, und dann Landstraße neben der Autobahn nach Landeck. Auf diese Weise spart man sich das Pickerl, und kann sowohl die Alpen als auch die Kurven genießen. Weiter ging es nach St. Moritz. War die bisherige Fahrt bei herrlichstem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen verlaufen, ließ das Wattebällchen zwischen den Berggipfeln nichts Gutes ahnen. Und richtig, ab St. Moritz umhüllte uns Nebel mit Sichtweite unter 20 m bei Temperaturen nahe der Schneefallgrenze. Nachdem wir den Majolapaß überquert hatten, entpuppte sich der Nebel als dicke, fette Regenwolke. Der Regen begleitete uns die ganze serpentinenreiche Abfahrt bis weit nach Italien hinein. Als Nachtquartier hatten wir einen Zeltplatz in Como ausgesucht. Auf dem Weg zum Zeltplatz erhielten wir in Como eine Lektion in italienischem Stadtverkehr.
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15.05.
Weiter ging es nach Genua/Savonna. Da wir auch in Italien die Autobahn nach Möglichkeit meiden wollten, konnten wir den Verkehr in Mailand in vollen Zügen "genießen". Besonders hilfreich war dabei die Wegweisung, die uns überall hin schickte, nur nicht zu unserem Ziel. Mit etwas Glück fanden wir dann doch noch den richtigen Weg. Petrus beglückte uns abwechselnd mit Regen unterschiedlichster Intensität und herrlichstem Sonnenschein, welcher uns dann ab dem Nachmittag dauerhaft begleitete. In Savonna, kurz vor dem Hafen, stoppte uns die Polizei. Wir sahen uns mit fragenden Gesichtern an, und ein mulmiges Gefühl stellte sich ein. Hatten wir irgendetwas falsch gemacht? Doch es erwies sich als allgemeine Vehrkehrskontrolle, bei der insbesondere die Korrektheit der Papiere überprüft wurde. Im Nachhinein beruhigte uns das Ganze sogar, weil so evtl. geklaute Moppeds vor dem Verschiffen ins Ausland gefunden werden. An der Fähre ist bemerkenswert, wie unglaublich unsensibel die Besatzung mit den Moppeds umgeht. So ging z.B. beim Verzurren ein Blinkerglas kaputt. Gepennt haben wir auf den Bänken vor dem Shop.
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16.05.
Korsika empfing uns mit angenehmen Temperaturen, aber bedecktem Himmel. Als wir nach einem Frühstück außerhalb von Bastia in die Stadt zurückfuhren, gerieten wir abermals in eine Verkehrskontrolle. Mit Bargeld, Benzin und Info über die Rückfahrt versorgt, starteten wir in Richtung Cap Corse. Schon auf den ersten Kilometern zeigte sich, was den Reiz Korsikas besonders für Biker ausmacht: Kurvenreiche Straßen, gepaart mit einer atemberaubenden Landschaft. Cap Corse selbst kann man nicht mit dem Mopped erreichen, aber von einem Parkplatz aus ist es in ca. 1 km Entfernung zu sehen. Der weitere Weg führte uns, die meiste Zeit der Küste entlang, über St.Florent zur Ille Rousso. Auf dem ersten Campingplatz, den wir fanden, bezogen wir Quartier.
An dieser Stelle möchte ich ein Wort über die Campingplätze verlieren. Es gibt sie auf Korsika in großer Zahl. Bevor man sich für einen entscheidet, sollte man die sanitären Anlagen inspizieren. Häufig gibt es als Klo nur diese Löcher im Boden. Wenn es Schüsseln gibt, sind diese fast immer ohne Brille. Klopapier sollte man stets dabei haben. An den warmen Duschen (im Preis inbegriffen) läßt sich die Temperatur nicht regeln. Zumindest in der Vorsaison fühlte man sich beim Duschen wie ein Krebs im kochenden Wasser.
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17.05.
Weiter fuhren wir ins Landesinnere. Als erstes auf Empfehlung des ADAC ins Asco-Tal. Eine schmale Straße, an den Hang angeschmiegt, erklimmt in Serpentinen und Spitzkehren auf kurzer Strecke gewaltige Höhen. Am Ende befinden sich ein Parkplatz und eine Ski-Station. Die Straße endet hier. Also das Asco-Tal wieder zurück und von Francardo über den Col de Vergio nach Porto. Diese Tour ist zwar nicht ADAC empfohlen, bietet aber die schönere Landschaft und mit dem Mopped den höheren Funfaktor. In Porto selbst ist der Sonnenuntergang am Strand sehenswert. Die Felsen leuchten dann in einem kräftigen Rot. Leider störte eine Wolkenbank das Finale. Der ADAC-empfohlene Campinplatz war offensichtlich Pleite. In Porto fanden wir dann den Campingplatz Sole e Vista, der sich malerisch in Terrassen an den Hang schmiegt.
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18.05.
Nächstes Ziel unserer Tour war Bonifacio. Die Küstenstraße von Porto nach Ajaccio (der offiziellen Hauptstadt Korsikas) führt mitten durch die Calanche. Hier hat die Natur aus rotem Felsen die bizzarsten Gebilde geformt. Mit etwas Phantasie kann man einen kompletten "Felszoo" erblicken. Auf dem Weg von Ajaccio nach Bonifacio lohnt sich ein Abstecher nach Filitosa. In Filitosa gibt es eine megalithische Siedlung mit den sogenannten Menhiren. Das sind Steinsäulen, in die Abbilder von Menschen und Waffen eingehauen sind. Nachdem die Zelte aufgeschlagen waren (diesmal nicht nur für eine Nacht), statteten wir Porto Vecchio einen Besuch ab. Zu unserer Überraschung fanden wir hier einen Imbiss, an dem Döner angeboten wurde. Zwar wurde statt des Fladenbrotes ein Baguette verwendet, doch war das Fleisch vom Hammel.
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19.05.
Eine ausgiebige Besichtigung der Altstadt von Bonifacio war angesagt. Diese ist als Stadtfestung auf dem Felsen angelegt und scheint überwiegend im ursprünglichen Zustand zu sein. Die Gassen sind teilweise so eng, daß man als Fußgänger in einen Hauseingang verschwinden muß wenn ein PKW durchfährt. Anschließend brachen wir auf, um zu einem Leuchtturm zu fahren, den wir von Bonifacio aus gesehen hatten. Wir erreichten ihn nicht, da nach ein paar Kilometern die Straße für Fahrzeuge gesperrt war. Auf dem Weg zum Leuchtturm sahen wir uns interessante Festungsanlagen und Bunker vom Anfang des 20.Jh. an. Offensichtlich hatten sie unter starkem Beschuß gelegen und waren (vermutlich im WKII) gestürmt worden.
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20.05.
Sartene ist angeblich die korsischste aller Städte. Also stand Sightseeing auf dem Plan. Der Stadtkern besteht aus engen Gassen, die von mehrstöckigen Häusern aus unverputzten Naturstein gesäumt werden. Doch zu genau sollte man nicht hinschauen. Außen verlegte Leitungen und Rohre trüben das Bild. Außerdem erweist sich vieles, was alt aussieht, als neu auf alt getrimmt. St.Lucia de Talliano erschien uns als Architektur-Laien viel authentischer. Eine Sehenswürdigkeit ist der sogenannte Sarazenenturm, ein Wohn- und Wehrturm. Im Mittelalter soll das die gängige Behausung auf Korsika gewesen sein. Das Kloster, welches auch empfohlen wird, ließen wir dann doch rechts liegen. Jeder Mensch verträgt nur ein bestimmtes Maß an Kultur pro Tag. Anschließend unternahmen wir eine Bootsrundfahrt. Weil wir im vorderen Teil des Bootes Platz nahmen, warnte uns der Skipper, es könne naß werden. Und er machte seine Warnung wahr. Er stellte das Boot so in die Bugwelle der Sardinien-Fähre, daß wir eine Ganzkörperdusche erhielten.
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21.05.
Auf geht's zur Ostküste, wo wir unser letztes "Basislager" aufschlagen werden. Erster Zwischenstop ist ein Park- und Rastplatz. Von hier soll ein Wanderweg in 40 min. zum "pissenden Hahn" führen. Der "pissende Hahn" ist ein Wasserfall, der sich aus einem Felsloch in einen kleinen See ergießt. Doch der Weg ist so schlecht markiert, das wir umkehren müssen, ohne unser Ziel zu erreichen. Ca. 1,5 Stunden hat uns dieser Spaß gekostet. Der Col de Bavella empfängt uns mit Nebel. Die phantastische Aussicht bleibt uns verwehrt. Bei der Fahrt ins Tal erwies sich der Nebel (Wie konnte es anders sein?) als Regenwolken. Auf dem Weg nach Ghisonaccia fährt man durch das Tal der Solenzara. Diese hat im Unterlauf Gumpen (eine Art kleine Seen) ausgebildet. Doch dazu später mehr. Auf einem vier Sterne Campingplatz bei Ghisonaccia haben wir Quartier bezogen.
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22.05.
Heute lassen wir es ruhig angehen. Für den Vormittag ist allgemeines Putzen und Flicken angesagt. Eigentlich wollte ich mit einem ungeputzten Mopped nach Hause fahren, zum Beweis für die Regenfahrten und weil Moppedputzen keine Urlaubsbeschäftigung ist. Doch ein freundlicher Mitfahrer hat eine sichtbare Stelle an meiner Esse gesäubert, so daß ich gezwungen bin, den Rest zu putzen. Am Nachmittag baden wir zum ersten Mal in diesem Urlaub. Das Mittelmeer ist für diese Jahreszeit außergewöhnlich kühl. Das Wasser hat gerade 'mal 17 Grad. Am Abend folgt noch eine kulturelle Einlage. Die Ausgrabungen von Aleria werden besichtigt. Bei Aleria befand sich früher eine römische Kolonie.
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23.05.
Auch der nächste Tag beginnt, zumindestens für eine Hälfte der Gruppe, mit baden im Mittelmeer. Die andere Hälfte versucht, in der Honda-Werkstatt in Bastia eine Shadow wieder in technisch einwandfreien Zustand zu bringen. Nachdem zumindestens die Bremsen wieder in Ordnung sind, erfolgt ein zweiter Angriff auf den Col de Bavella. Diesmal mit mehr Erfolg. Die Aussicht ist von hier oben phantastisch. Einzig die umliegenden Berggipfel entziehen sich durch kleine Wolkenhäubchen unseren Blicken. Auf dem Rückweg legen wir einen Badestop an den Gumpen ein. Das Wasser ist glasklar und wider erwarten nicht eiskalt. Das kommt daher, weil im Flußbett der Solenzara Steine liegen, die zum überwiegenden Teil aus dem Wasser ragen. Die Sonne erwärmt die Steine und diese das Wasser. Die Gumpen sind mit Sicherheit einer der schönsten Badeorte, die es gibt. Denn zu Wasser und Sonne gesellt sich eine atemberaubende Lanschaft.
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24.05.
Alles Schöne geht einmal zu Ende. Heute ist der letzte Tag auf Korsika. Also fahren wir (grobe) Richtung Bastia. Mit dem Col de Sorba überwinden wir einen der höchsten Pässe Korsikas. Hier werden wir zum ersten Mal mit den Auswirkungen der teilweise verheerenden Waldbrände konfrontiert. Statt grüner Bäume schwarze Strunke soweit das Auge reicht. Corte ist die alte Hauptstadt Korsikas. Und für viele Korsen ist Corte noch heute das eigentliche Zentrum der Insel. Die Altstadt ist sehenswert, und die Burg lohnt den Aufstieg allein schon wegen des Panoramablicks. Bei Ponte Nuovo befindet sich ein Nationalheiligtum Korsikas, eine alte zerstörte Brücke. Einer von uns verglich das Ganze mit dem Kyffhäuser, doch eigentlich ist es mehr eine Art Waterloo. Denn an dieser Brücke verloren die Korsen ihre letzte Schlacht um die Unabhängigkeit.
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25.05.
So gegen 8.00 Uhr verlassen wir die Fähre in Savonna. Gleich am frühen Morgen wartet eine schwere Aufgabe auf uns: der Stadtverkehr von Genua. Nach einer guten Stunde haben wir es geschafft. Mit dem Auto hätte es sicher 3 Stunden gedauert. Weiter geht es Richtung Gardasee, welchen wir am frühen Nachmittag erreichen. Der See empfängt uns mit Regen. Beim Versuch, in Richtung Brenner weiterzufahren, verlieren wir kurzzeitig die Orientierung und landen in den Bergen. Und damit vom Regen in der Traufe. Letzendlich haben wir den Weg gefunden und fahren parallel zur Autobahn. Angesichts der vorgerückten Stunde entschließen wir uns doch, die letzten 125 km in Italien Autobahn zu fahren und die Maut zu löhnen. Nach der Passage des Brenners erwartet uns zur Abwechslung wieder einmal Regen, der uns fast ununterbrochen bis Deutschland begleitet. Als wir gegen 22.00 Uhr völlig ausgepumpt auf dem Campingplatz am Kochelsee eintreffen, stehen wir vor verschlossenen Toren. Also ein Hotel oder eine Pension gesucht. Doch alles ist ausgebucht, da viele Himmefahrt für einen Kurzurlaub nutzten. Kurz vor 23.00 Uhr haben wir Glück. Ein Wirt hat Mitleid mit uns und bietet uns seine Dachkammer an. Die Dachkammer erwies sich als gut ausgestattes Zimmer. So kommen wir doch noch zu einem warmen und trockenen Lager.
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26.05./27.05.
Zum Abschluß der Tour legen wir noch einen Zwischenstop auf einem Campingplatz an der Bleilochtalsperre ein. So können wir in aller Ruhe, ohne Hatz, den Heimweg antreten.
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